Geflügelverband weist Kritik zurück
„Es gibt keine Missstände“, sagt Geflügelverbandschef Wilhelm Hoffrogge. Der Verband der Geflügelwirtschaft in Niedersachsen hat die Studie zum Tierschutz bei Masthühnern scharf kritisiert und zugleich Agrarministerin Astrid Grotelüschen (CDU) den Rücken gestärkt. Der Verbandsvorsitzende Wilhelm Hoffrogge sagte am Dienstag, die Studie der Tierärztlichen Hochschule Hannover enthalte Verfahrensfehler und sei nicht repräsentativ für die Hähnchenhaltung. Sie gehe „von Voraussetzungen aus, die in Deutschland gar nicht gelten“. Tierschutz-Mängel sehe er nicht: „Es gibt keine Missstände“, sagte Hoffrogge. Gleichwohl nahm Hoffrogge Grotelüschen in Schutz, die eine „gute Arbeit“ mache.
Masthühner-Studie sorgt für Aufsehen
Entzündete Fußballen von Masthühnern bieten politischen Zündstoff in Hannover. Eine Studie der Tierärztlichen Hochschule Hannover ergab, dass zwischen 85 und 100 Prozent aller Masthühner unter Ballenentzündungen leiden.
Tierschutz stehe im Mittelpunkt der Putenaufzucht, sagte der Vorsitzende des Verbandes Deutscher Putenerzeuger, Thomas Storck. Unabhängig von der Richtigkeit der Vorwürfe gegen Landwirtschaftsministerin Grotelüschen werde sein Verband alles dafür tun, um den durch die Negativberichterstattung entstandenen Imageschaden wieder wettzumachen. Man setze dabei auf Transparenz und Gesprächsbereitschaft.
CDU-Agrarministerin Grotelüschen steht in der Kritik
Trat Rücktrittsspekulationen am Montag entgegen: Astrid Grotelüschen. Die Studie, vom Agrarministerium beauftragt, untermauert aber Berichte über Missstände in der Geflügelmast. Tierschützer und die Opposition werfen Agrarministerin Grotelüschen seit Monaten vor, sie verharmlose Missstände bei der Geflügelmast. Die Ergebnisse der Studie heizen die Debatte um den Tierschutz nun erneut an. Die nach Dauerkritik angeschlagene Ministerin Grotelüschen sucht den Weg aus der Defensive. Angesichts der Kritik am Tierschutz in der Geflügelindustrie kündigte Grotelüschen am Montag in Hannover die Einrichtung einer Arbeitsgruppe zum Thema Tierwohl an. Diese solle sich auch mit den kritischen Befunden der Studie beschäftigen. Grotelüschen trat unterdessen Rücktrittsspekulationen entgegen.
Opposition fordert umgehend Verbesserung beim Tierschutz
Der Grünen-Fraktionsvize im Landtag , Christian Meyer, warf Grotelüschen vor, zusammen mit der Geflügelwirtschaft alles zu versuchen, um die „Billigfleischproduktion zu leugnen“. Er forderte Verbesserungen bei der Tierhaltung, ein Verbot des Schnabelkürzens und ein Ende der Subventionen für die Massentierhaltung. Es sei „politisch unverantwortlich“, dass Grotelüschen im Parlament den Tierschutz positiv bewerte, obwohl die von ihr in Auftrag gegebene wissenschaftliche Untersuchung das krasse Gegenteil besage.
Die agrarpolitische Sprecherin der Linkspartei im Landtag, Marianne König, warf Grotelüschen derweil vor, beim Tierschutz in Niedersachsen „auf der ganzen Linie versagt“ zu haben. Mit dem Zurückhalten der Studie versuche sie, die „schlimmen Zustände“ in Geflügelmastställen zu vertuschen. Es sei ein Skandal, dass die Studie im Landwirtschaftsausschuss nicht vorgelegt worden sei, sagte sie.
Landvolk-Präsident: Keine Tierquälerei in den Ställen
Tierschützer wünschen sich Eier aus Freilandhaltung. Diese kosten allerdings mehr für den Endverbraucher. Der niedersächsische Landvolk-Präsident Werner Hilse hingegen sieht die Geflügelbranche angesichts der anhaltenden Tierschutz-Debatte zu Unrecht in Verruf gebracht. Es werde der Eindruck vermittelt, als gehe es in den Ställen nur noch um „Tierquälerei“, sagte Hilse am Montag bei einer Verbandsversammlung in Hannover. Die Tierhalter fühlten sich „ans Bein getreten“. Hilse sagte: „Es ist nicht so, als könnten wir ohne Regeln wirtschaften.“ Die modernen Standards in Niedersachsen seien sogar beispielhaft für andere Regionen. Hilse rief dazu auf, die aufgeheizte Debatte zu versachlichen.
